Der vielfach ausgezeichnete Schweizer Plakatgestalter und Buchdrucker Dafi Kühne (*1982) verbindet auf unkonventionelle Art zeitgenössisches Grafikdesign mit alten Drucktechniken. Indem er die Typografie ins Zentrum rückt und mit neuen Materialien und experimentellen Techniken arbeitet, spannt er einen weiten Bogen auf und zeigt eine mögliche Zukunft des Buchdrucks jenseits musealer oder nostalgischer Ansätze.
Nach seinem Designstudium an der Zürcher Hochschule der Künste und der University of Reading, UK, beschäftigt sich Dafi Kühne seit 15 Jahren hauptberuflich mit dem Buchdruck mit beweglichen Blei- und Holzlettern. Er setzt für seine Arbeiten analoge und digitale Werkzeuge gleichwertig ein – als «Verlängerung seiner Hände» und «Übersetzungswerkzeuge seiner Ideen», wie er im HPM-Interview sagte.*
Zu diesem Zweck hat er in seinem Atelier in Näfels, Kanton Glarus, rund 40 Tonnen Equipment angesammelt, darunter sechs Druckmaschinen, rund 25 Korpora an Handsatzschriften, einen Ludlow-Gussapparat für Titelsatzschriften, einen Pantographen für die Anfertigung von Holzschriften, einen Lasercutter zur Anfertigung von gravierten Druckplatten ab digitalen Daten, einen Photopolymer-Belichter und etliche Kleinwerkzeuge. Seine Plakate gestaltet er meist am Computer, doch der letzte Arbeitsschritt findet jeweils auf der Buchdruckpresse statt. Für seine großen Formate (bis Weltformat 89,5 cm x 128cm) mit Auflagen zwischen 200 und 800 Stück benötigt er oft zehn Druckdurchgänge und mehr.
Dafi Kühnes Plakate sind stark typografisch, funktionieren also in erster Linie über die verwendeten Schriften. Sie wirken anziehend, auffällig, ungewohnt, mitunter auch rätselhaft für Menschen außerhalb der sehr spezifisch angesprochenen Zielgruppe. Die Botschaft erschließt sich nicht immer auf den ersten Blick, da der Gestalter sein Spiel mit den unterschiedlichen Informationsebenen betreibt, die sich erst nach und nach entfalten. Inspirationen für seine Ideen findet er überall: in seinem Alltag, in Dokumentationen und Ausstellungen, in der Musik und der Kunst.
Dafi Kühne lehrt an verschiedenen Hochschulen in der Schweiz, Europa und den USA. Buchdruck ist für ihn ein wichtiges Lehr- und Lernwerkzeug, um die Grundlagen des noch heute angewandten typografischen Maßsystems, der Detailtypografie sowie des Zusammenspiels und der Konstruktion von bedrucktem und unbedrucktem Raum zu verstehen. Er schätzt die Verlangsamung des Arbeitsprozesses, die durch die manuelle Drucktechnik bedingt ist, und die Notwendigkeit, sorgfältig zu planen: «Restriktionen stimulieren die Kreativität», findet er.
Als Gestalter, Vermittler und Lehrender sieht er seine Aufgabe darin, das Beste aus der analogen und der digitalen Welt zu verbinden und junge Menschen dazu zu inspirieren, es ihm gleichzutun. Er macht vor, wie es gelingen kann, die handwerkliche Tradition und die digitale Medien gleichermaßen in der Dienst der Gestaltung zu stellen, und leistet so einen wichtigen Beitrag dazu, den Buchdruck innerhalb und außerhalb der Schweiz lebendig zu halten.
Auf der Messe präsentiert er im Foyer des Eisenwerks seine neusten Arbeiten und erläutert die Prozesse, die ihnen zugrundeliegen.